Saterfriesisches Wörterbuch
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min (m.) , mien (f.) , mien (n.) ; mien (Pl.)

mein: min Brúur, mien Fauene, mien Húus; mien Brúre, Fauenen, Húze : mein Bruder, mein Dienstmädchen, mein Haus; meine Brüder, Dienstmädchen, Häuser.

Jíer, -e, dät

1. Jahr: 1.1 alle Jíere: alljährlich. 1.2 uus Babe kumt in do Jíere: unser Vater wird alt. 1.3 in mien junge Jíeren: in meiner Jugend. 1.4 fon t Jíer: dieses Jahr (gron. van t joar ). 1.4 hie is ook bie do Jíeren: er ist auch alt. 1.5 ju is uur do Jíere wäg: sie hat die Wechseljahre hinter sich. 1.6 in stehenden Ausdrücken nach Präpositionen ist der Plural Jíeren: in mien Bäidensjíeren, in mien Skouljíeren.

misglukked

missgebildet, missgestaltet: mit einem angeborenen Gebrechen, einem Geburtsfehler behaftet: mien ooldste Suster häd n misglukkeden Íerm : meine älteste Schwester hat einen missgebildeten Arm.

soïeuwen / so íeuwen

1 soeben, gerade: soeben, gerade zum gegenwärtigen Zeitpunkt: 1.1 iek skrieuwe soïeuwen n Bräif an mien Suster : ich schreibe soeben einen Brief an meine Schwester. 1.2 ju is soíeuwen kemen: sie ist gerade gekommen.

aaltied

1. immer: 1.1 aaltied färe : immer weiter. 1.2 aaltied un eeuwig : immer und ewig. 2. regelmäßig: mien Suster kumt aaltied bie uus : meine Schwester kommt regelmäßig zu uns.

aisk

sehr gut, besonders: mien Sjoon is nit moor so aisk : ich sehe nicht mehr so gut.

apdappe

aufsetzen: iek mout mien Kipse apdappe : ich muss meine Mütze aufsetzen.

apfíende

aufstöbern, auffinden; mit Mühe finden: iek häbe mien Taaskensoaks wier apfúunden : ich habe mein Taschenmesser wieder aufgestöbert.

apkume

1. aufkommen, entstehen: deer kumt wät Näies ap : es kommt etwas Neues auf. 2. aufstehen, hochkommen; auf die Beine kommen: 2.1 die bisepene Käärdel kuud nit allännig apkume : der Besoffene konnte nicht allein auf die Beine kommen. 2.2 dät Swien lieg deer un kuud nit apkume : das Schwein lag da und konnte nicht hochkommen. 3. die Kosten übernehmen für jemanden; jemanden unterstützen: 3.1 iek kume foar mien Bäidensbäidene ap : ich übernehme die Kosten für meine Enkelkinder. 3.2 ju mout foar sik säärm apkume : sie muss sich selbst unterstützen. 4. sich für jemanden, etwas einsetzen: hie kumt foar sin Glove ap : er setzt sich für seinen Glauben ein. 5. (Pockenimpfung) anschlagen: sunt bie die do Pokken apkemen? : hat bei dir die Pockenimpfung angeschlagen? 6. (Sonne, Mond): aufgehen: ju Moune, ju Sunne kumt ap : der Mond, die Sonne geht auf. 7. (Unwetter) heraufziehen, aufziehen; im Anzug sein: deer kumt n Uunweder ap : ein Unwetter zieht (her) auf. 8. aufgegessen werden: dät Brood skäl gau apkume : das Brot wird schnell aufgegessen werden. 9. aufgehen, aufkeimen: ju Wete koom goud ap : der Weizen keimte gut auf. 10. aufstehen: as iek apkoom, skeen ju Sunne al : als ich aufstand, schien die Sonne schon. 11. aufwachsen: hie is in Auerk apkemen : er ist in Aurich aufgewachsen. 12. für etwas verantwortlich sein, für etwas Sorge tragen: hie mout deerfoar apkume: er muss dafür Sorge tragen. 13. in Mode kommen, in Gebrauch kommen: as do Koakmaskienen apkemen, häbe do Ljudene nit moor an t epene Fjúur seden : als die Herde mit Holzfeuerung in Gebrauch kamen, haben die Leute nicht mehr über dem offenen Feuer gekocht. 14. (Mond) zunehmen: ju Moune is in t Apkumen : der Mond nimmt zu. 15. sich erheben: deer kumt Stoarm ap : ein Sturm erhebt sich. 16. (Wind) an Geschwindigkeit zunehmen: 16.1 die Wíend kumt ap : der Wind nimmt an Geschwindigkeit zu. 16.2 n apkumenden Wíend : ein an Geschwindigkeit ständig zunehmender Wind. 17. (Flut) steigen: ju Floud kumt ap : die Flut steigt.

apriete

1. (Straße) aufbrechen, aufreißen: ju Sträite apriete : die Straße aufreißen, aufbrechen. 2. (Textilien) aufreißen, aufschlitzen: iek reet mien Bukse an dät Stíekelwíer ap : ich schlitzte meine Hose an dem Stacheldraht auf. 3. rissig werden (is): ju Grúunde rit fon Druugte ap : der Boden wird vor Trockenheit rissig.

apröäkelje

1. anfachen: dät Fjúur mout fóar ju Bräitied apröäkeld wäide : das Feuer muss vor dem Frühstück angefacht werden. 2. aufkratzen: mien Kniebelponne is wier apröäkeld un blädt stäärk : meine Kniescheibe ist wieder aufgekratzt und blutet stark. 3. Unangenehmes erneut erörtern, besonders in böser Absicht: du moast dät Oolde nit wier apröäkelje : du musst die unangenehme Vergangenheit nicht wieder erwähnen. 4. mit Gewalt aufwecken.

apsitte

1. aufsitzen; aufs Pferd steigen. 2. nicht ins Bett gehen, sondern aufbleiben und auf jemanden warten: iek sitte aaltied ätter mien Wieuwmoanske ap, wan ju seeuwends tou t Húus uut is : ich bleibe auf und warte auf meine. Frau, wenn sie abends aus dem Hause ist. 3. sich aufhalten: hie häd loange bie sien Bräid apseten : er hat sich lange bei seiner Freundin aufgehalten.

apstounde

1. aufstehen: 1.1 ädder apstounde : früh aufstehen. 1.2 der Bauer ruft die Bediensteten jeden Morgen mit: Apstoundet! 2. entstehen, aufkommen: 2.1 ju näie Säärke skäl hier apstounde : die neue Kirche wird hier entstehen. 2.2 n stäärken Wíend stuud toumoal ap : ein starker Wind kam plötzlich auf. 2.3 wo is die Tweelverräid apsteen? : wie ist der Zwölferrat entstanden? 3. sich ereignen; geschehen, besonders in Bezug auf unerwartete Unglücksfälle: 3.1 in dät Húus is deer ook wät Läipes apsteen : in dem Haus hat sich auch etwas Böses ereignet. 3.2 deer kon gau n Melöär apstounde : es kann schnell ein Unglück, eine Katastrophe passieren. 4. geboren werden: bie mien Suster is n litjen Wäänt apsteen : meine Schwester hat einen kleinen Jungen bekommen. 5. wieder in Gang bringen; wiederbeleben: in do Bäidenstune in Seelterlound häd man do oolde Seelter Bäidensspíele (wier) apstounde läiten/ lät : im saterfriesischen Kindergarten hat man die alten saterfriesischen Kinderspiele wiederbelebt. 6. gründen: uus Häärm häd n näien Bidrieuw apstounde läiten/lät : unser Hermann hat einen neuen Betrieb gegründet. 7. aufgehen: ju Sunne stoant ap : die Sonne geht auf. 8. sich widersetzten: hie is juun him apsteen : er hat sich ihm widersetzt.

bäätap

1. geistig zurückgeblieben: dät Bäiden is wät bäätap : das Kind ist geistig etwas zurückgeblieben. 2. (Uhr) zu langsam: ju Klokke gungt bäätap : die Uhr geht nach. 3. hinterher: hie kon nit bäätap : er kann finanziell nicht mithalten. 4. ganz hinten; als Letzte(r); zum Schluss: do uur kemen bäätap : die anderen kamen als Letzte. 5. hintendrauf: hie siet deer bäätap : er saß hintendrauf. 6. im Rückstand: iek bän mäd mien Oarbaid bäätap : ich bin mit meiner Arbeit im Rückstand. 6. rückständig, rückschrittlich: as Búur is hie mäd sien Räiskup bäätap : als Landwirt ist er mit seinen Arbeitsgeräten rückständig. 7. ins Hintertreffen geraten: mäd sin Winkel is hie bäätap kemen : mit seinem Geschäft ist er ins Hintertreffen geraten.

Bäidenstied, -en, ju

Kinderzeit, Kindheit: in mien Bäidenstied häbe wie so wät jädden däin: in meiner Kinderzeit haben wir so etwas gerne getan.

bäteläite

1. hinterlassen: hie liet neen Spúur bäte : er hinterließ keine Spur. 2. nach dem Tode zurücklassen, hinterlassen: 2.1 iek wol mien Bäidene daach wät bäteläite : ich will meinen Kindern doch etwas hinterlassen. 2.2 hie liet n hele Riege Skeelden bäte : er hinterließ eine ganze Menge Schulden. 3. verspielen: bie dät Pokerjen häbe iek fúul bätelät : beim Pokern habe ich viel verspielt.

biebrange

1. lehren; erklärend vermitteln: mien Babe häd uus aal dät Fiskjen biebroacht : mein Vater hat uns allen das Fischen beigebracht. 2. heimzahlen: dät skäl die noch biebroacht wäide! : das wird dir noch heimgezahlt werden!

biestounde

1. beistehen, unterstützen: mien Wieuwmoanske stoant mie bie : meine Frau steht mir bei. 2. sich an einer Wette beteiligen: iek stounde die holig bie : ich beteilige mich zur Hälfte an dem Einsatz der Wette.

Biewezen, dät

Beisein: in mien Biewezen hied hie sik nit woged, ju Laine tou fertällen: in meinem Beisein hätte er nicht gewagt, die Lüge zu erzählen.

biräkke

1. erreichen: iek kon dän Ap(p)el nit biräkke : ich kann den Apfel nicht erreichen. 2. berühren: iek kuud ju Klokke mäd mien Fingere juust biräkke : ich konnte die Glocke mit meinen Fingern gerade noch berühren. 3. einholen, einfangen; habhaft werden: hie ron so gau wäg, iek kuud him nit biräkke : er lief so schnell weg, ich konnte ihn nicht einfangen.

birekenje

1. berechnen: 1.1 die Smid häd mie do Jole twäie birekend : der Schmied hat mir die Räder zweimal berechnet. 2. vorsehen; zu einem bestimmten Zweck einsetzen oder verwenden wollen: mien Suster is foar dusse Stede birekend : meine Schwester ist für diese Stelle vorgesehen.

bisäie

benähen: die Snieder häd mien oolde Hoamd mäd n näien Kroage bisäid : der Schneider hat mein altes Hemd mit einem neuen Kragen benäht.

biwiesnoozje

etwas neugierig beobachten oder untersuchen; an etwas herumschnüffeln: hie fäng oun, mien Bouke tou biwiesnoozjen : er fing an, an meinen Büchern herumzuschnüffeln.

boarsterg

1. (Haut) rissig, gesprungen, spröde: mien Hounde sunt fon ju Keelde boarsterg wuden : meine Hände sind von der Kälte rissig geworden, haben Risse bekommen. 2. (Erdboden, Moorboden) et is so loange druug wezen, dät die Foan hier un deer boarsterg wuden is : es ist so lange trocken gewesen, dass das Moor hier und da rissig geworden ist. 3. (Holz, Mauerwerk) do Húusponnen sunt boarsterg wuden : die Dachziegel sind rissig geworden.

Bon, die

1. Acht, Bann; Verbannung; Ausstoß aus der Gemeinschaft. 1.1 in Bon brange: in die Verbannung schicken. 1.2 mien Bääsje is swíede oold wuden; un ju wiste noch, dät Napoleon in Bon broacht wuden is: meine Großmutter ist sehr alt geworden; und sie wusste noch, dass Napoleon in die Verbannung geschickt worden war.